Manipulation bei Kreisliga-Begegnung
Fußball-Kreisverband: Viktoria Einsiedel wollte sich hohen Sieg gegen den BSC Rapid II erkaufen
Chemnitz. Das Kreisliga-Spiel zwischen Viktoria Einsiedel und dem BSC Rapid Chemnitz II ist manipuliert worden. Das geht aus einem Urteil des Sportgerichts des Fußball-Kreisverbandes Chemnitz hervor. Demnach wollte sich Einsiedel mit 150 Euro und zwei Fässern Bier gegen den BSC einen hohen Sieg erkaufen. Einsiedel hatte am vorletzten Spieltag der Saison mit 9:2 gewonnen.
Der Hintergrund: Durch diesen hohen Erfolg hätte Viktoria im entscheidenden Spiel um die Meisterschaft in Klaffenbach ein 1:0-Sieg zum Aufstieg gereicht. Doch die Einsiedler verloren 0:4. Deren Spieler Steffen Karl hatte noch vor einer Woche betont, dass an der Manipulation nichts dran sei. Doch laut Sportgericht wurden vor Spielbeginn Akteure vom BSC Rapid einzeln von einem Sportfreund aus Einsiedel angesprochen und ihnen “eine Ergebnisabsprache angeboten”. Vier Spieler hatten sich dazu bereiterklärt. Diese sind laut Sportgericht zu einer Geldstrafe von je 100 Euro und einer Sperre von acht Pflichtspielen verurteilt worden. Die Mannschaft des BSC Rapid II muss darüber hinaus eine kleine Geldstrafe zahlen und bekommt in der kommenden Saison fünf Punkte abgezogen. Härter trifft es dagegen Einsiedel. Der Mannschaft werden im kommenden Jahr 25 Punkte abgesprochen. Außerdem wird der Verein für zwei Jahre von allen Pokalwettbewerben ausgeschlossen und erhält eine Geldstrafe von 150 Euro. Ein Spieler von Viktoria Einsiedel, der als Drahtzieher der Manipulation gilt, muss 100 Euro zahlen und wird für ein Jahr gesperrt. “Wir haben lange über das Urteil diskutiert, vor allem darüber, ob Zwangsabstieg ja oder nein”, sagte am Montag Frank Kühn, Vorsitzender des Sportgerichts. Doch man sei aus drei Gründen davon abgerückt. “Wir waren nicht überzeugt, dass die ganze Mannschaft von der Manipulation gewusst hatte. Ferner haben wir an die Vereine der 1. Kreisklasse gedacht. Bei einem Abstieg von Einsiedel hätten sie eventuell keine Chance besessen, aufzusteigen. Darüber hinaus wollten wir nicht den gesamten Verein von Viktoria kaputtmachen”, erklärte der Sportgerichtschef.
Nach “Freie Presse”-Informationen ist der Einsiedler Spieler und Vereinspräsident Steffen Karl Drahtzieher dieser Spielmanipulation gewesen. Mit dem Vorwurf konfrontiert, sagte Karl am Montagabend: “Dazu äußere ich mich nicht, denn ich habe das Urteil noch nicht erhalten. Ich werde es lesen und mich dagegen wehren.” Stocksauer über das Verhalten seiner vier an der Manipulation beteiligten Spieler ist Christian Scharf, Präsident des BSC Rapid. “Ich war sehr enttäuscht. So etwas hat es in Kappel noch nicht gegeben. Ich habe beim Kreisverband sofort Selbstanzeige erstattet, weil ich meine jahrzehntelange Arbeit im Verein und die ehrlichen Spieler unserer zweiten Mannschaft schützen musste”, so Scharf. Im Zusammenhang mit der Manipulation hätten “alle Mann den Namen Steffen Karl genannt. Er hat die Anfrage gestellt, wofür wir Zeugen haben”.
Damit hat Viktoria Einsiedel für den zweiten Skandal innerhalb von nur drei Jahren gesorgt. Im Juni 2007 war der Verein in die Schlagzeilen geraten, als seine Seniorenmannschaft den Konkurrenten SG Neukirchen überredete, das letzte Punktspiel mangels Personal ausfallen zu lassen. Damals schickte man einen frei erfundenen Spielberichtsbogen an den Staffelleiter, auf dem ein 3:1-Erfolg der Neukirchner vermerkt war. Der klassische Fall von Urkundenfälschung flog zufällig auf. Beide Teams wurden für die darauf folgende Saison gesperrt.
Erschienen am 22.06.2010 in Freie Presse
Quelle Freie Presse